Zeitgeschichte regional | 02. Jg., 1998, Heft 1

4,10 

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Beschreibung

„ZEITGESCHICHTE REGIONAL“ geht in das zweite Jahr des Bestehens. Das wurde möglich, weil das Kultusministerium uns erneut finanziell unterstützt – Ein herzliches Dankeschön! -, die Reaktion in ihrer Arbeit für die Zeitschrift nicht lockergelassen und die Zeitschrift bei LeserInnen und AutorInnen Interesse und Unterstützung gefunden hat. Wir betrachten die Zeitschrift als ein beständig zu verbesserndes Projekt, in dem Fachleute und Interessierte über zeitgeschichtliche Probleme in Diskussion kommen sollen. Zeitgeschichtliche Forschung und Bildungsarbeit sollen sich hier begegnen und gegenseitig anregen. Für die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen ist „ZEITGESCHICHTE REGIONAL“ bereits eine gute Adresse geworden, wie diese Ausgabe eindrucksvoll belegt. Ein größeres Augenmerk wollen wir zukünftig auf die Vermittlung zeithistorischer Themen und auf den Meinungsstreit richten. Dafür suchen wir gerade unter den LehrerInnen und Mittlern der politischen Bildung noch Mitstreiter. Teilen Sie uns Ihre Erfahrungen bei der Vermittlung zeithistorischer Probleme mit! Mit welchen Voraussetzungen und Bedingungen ihrer Arbeit (Lehrpläne, Lehrmaterial, zur Verfügung stehende Zeit, Motivation der Lernenden etc.) haben sie zu kämpfen? Über welche Erfolge und Niederlagen können Sie berichten? Wir freuen uns über jede Reaktion!
Das erste Heft des Jahres 1998 haben wir unter dem Schwerpunkt „Geschichte von Sozialpolitik“ gestellt. Dabei rücken Beiträge zur Geschichte der Medizin und Gesundheitspolitik in den Mittelpunkt. Ines Miesch untersucht die Praxis der Sterilisation in der NS-Zeit in Mecklenburg. Lange Zeit hat man übersehen, daß die Zwangssterilisationen seit 1933 die Vorgeschichte der Euthanasiemorde sind. Wer waren die Opfer, wer die Täter? Gabriele Moser behandelt den Umgang mit dem Thema in der Zeit nach 1945 in Mecklenburg und verweist auf Kontinuitäten unter den Ärzten, aber auch unter den Anschauungen und ethischen Normen im „antifaschistischen Osten“. Im Kontext der Auseinandersetzung mit dieser Vergangenheit steht auch das Interview mit Ernst Klee, der – gegen starke Widerstände – auf das Versagen von Medizinern und Psychologen in der NS-Zeit hingewiesen hat. Bei der Verdrängung und dem Vergessen der medizinischen Verbrechen in der NS-Zeit gab es kaum Unterschiede in Ost und West. In Mecklenburg-Vorpommern begannen praktisch erst mit dem Ende der DDR Forschungen zu Euthanasieverbrechen in Ueckermünde. Wie die OZ vom 30./31. Mai 1998 meldete, hat sich nun auch in Schwerin ein Gesprächskreis gebildet, der sich mit der Tötung von Patienten in der „Heil- und Pflegeanstalt“ auf dem Schweriner Sachsenberg beschäftigt und diese Vergangenheit nach fast 50jährigem Schweigen stärker ins öffentliche Bewußtsein rücken möchte.
Die Beiträge zum Rahmenthema rundet eine Untersuchung von Horst Sieber zur Personalpolitik der AOK Rostock zwischen 1933 und 1945 ab. Dabei hat der Autor für dieses wenig untersuchte Themenfeld erst kürzlich aufgefundene Quellenbestände ausgewertet. Außerhalb des Schwerpunktthemas erscheinen weitere Beiträge mit Forschungsergebnissen zur regionalen Zeitgeschichte. So schreibt beispielsweise Mario Niemann über die Auswirkungen des 20. Juli 1944 auf Mecklenburg, und Bodo Keipke entwirft eine biographische Skizze über Siegfried Witte.
Die zeitgeschichtliche Bildungsarbeit ist mit mehreren Beiträgen zur Gedenkstättenarbeit vertreten. Wolfgang Jacobeit, Autor der neuen Körner-Ausstellung in den Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin, gibt einen Einblick in die Neugestaltung der Ausstellung, in der er die Rezeption von Leben und Werk in den Mittelpunkt stellt – ein Anregung zur produktiven und kritischen Auseinandersetzung mit der Person Körners und damit, was in unterschiedlichen historischen Perioden aus ihr gemacht wurde. Außerdem berichten Schüler des Gymnasiums Rövershagen über ihre Spurensuche zur NS-Geschichte vor Ort. Weitere Beiträge beschäftigen sich mit Gedenkstättenarbeit in Wöbbelin und Ravensbrück sowie mit Meinungen zum Gedenktag für die Opfer des Holocaust am 27. Januar. Zahlreiche Rezensionen und Informationen zu Terminen und Aktivitäten im zweiten Halbjahr 1998 runden das Heft ab. Die Redaktionsmitglieder werden möglichst viele Veranstaltungen besuchen, um für die LeserInnen der Zeitschrift berichten zu können.
Das zweite Heft wird wieder am Ende des Jahres, dann mit dem Schwerpunkt „Revolutionsjubiläen: 1848-1918-1968 erscheinen.
Viele neue Informationen und Anregungen beim Lesen wünscht Ihnen

Ihr Redaktionsteam