Zeitgeschichte regional | 03. Jg., 1999, Heft 2

5,11 

Beschreibung

Wir freuen uns, Ihnen die neue Ausgabe von ZEITGESCHICHTE REGIONAL präsentieren zu können. Damit wäre der dritte Jahrgang unseres Projekts vollendet. Die Resonanz auf das letzte Heft war wiederum sehr erfreulich. Sie zeigt uns den Maßstab, dem wir hoffentlich auch mit der Ihnen jetzt vorliegenden sechsten Ausgabe von ZEITGESCHICHTE REGIONAL entsprechen. Wie bereits angekündigt, haben wir mit dieser Ausgabe die 10. Jährung der Ereignisse des Herbstes von 1989 in den damaligen drei Nordbezirken der DDR thematisch in den Mittelpunkt gerückt. Was zu diesem Zeitpunkt bereits fast wie eine Reminiszenz auf die vielen Gedenkveranstaltungen, Würdigungen und letzten Monate zu diesem Gegenstand daherkommt, erhebt schon noch den Anspruch, einen eigenständigen Beitrag (oder vielmehr eine Reihe von Beiträgen) in die öffentliche Diskussion einzubringen. Es freut uns in diesem Zusammenhang besonders, daß wir den Schmetterling, das authentische Symbol der Bürgerbewegung in Rostock, zum Signet dieses Heftes machen und ihn so auch überregional bekannt machen können. Der Rolle und der Bedeutung der (vor allem) evangelischen Kirchen vor und während des Herbstes 1989 wird mit den Aufsätzen von Georg Herbstritt und Gert Mengel auch in ZEITGESCHICHTE REGIONAL Rechnung getragen. Ein anderer wesentlicher Aspekt und Auslöser für den Zusammenbruch der DDR, die Ausreisewellen und die Massenflucht von Bürgern dieses Landes, werden in dem Beitrag von Jonathan Grix behandelt. Anders als in den bisherigen Ausgaben sind diesmal auch das „Interview“ sowie das „Dokument“ mit Betrachtungen über das Thema verbunden. In zwei Interviews wird versucht, die Sicht zweier Persönlichkeiten, die in verschiedenen politischen Lagern an dem damaligen Geschehen in Rostock unmittelbar beteiligt waren und durch die Entwicklung, durch die die einer den anderen im Amt des Rostocker Oberbürgermeisters ablöste, gleichsam zu Protagonisten für die Entwicklung jeder politischen Lager wurden, einander gegenüberzustellen. Auch nach zehn Jahren sind die damaligen Differenzen durchaus noch erkennbar. Das von Peter Köppen vorgestellte Dokument hebt sich inhaltlich von den übrigen in diesem Heft veröffentlichten Beiträgen zum Thema ab. Äußerungen von Mitglieder einer „Grundorganisation“ der SED den Entwicklungen und Perspektiven im Herbst 1989 wurden in der bisher zum „Wende“-Thema stattgehabten gesamtdeutschen Diskussion allenfalls aus den Augenwinkeln in den Blick genommen. Ausgiebiger als sonst wird diesmal unter dem Titel „Gewaltfrei für Demokratie“ ein Angebot für Lehrende und Lernende zur Gestaltung von Bildungseinheiten zum „Wende“-Herbst ausgebreitet. Damit verbindet sich eine Werbung in eigener Sache. Die hier vorgestellte Materialsammlung, ebenfalls von der Geschichtswerkstatt Rostock e.V. Herausgegeben, kann unter derselben Adresse wie ZEITGESCHICHTE REGIONAL erworben werden. Darüber hinaus bietet ZEITGESCHICHTE REGIONAL Ihnen die Fortsetzung der von Achim von Borries verfaßten Biographie der Margarethe Lachmund. Zu einem, für diese Zeitschrift zentralen Thema, die Arbeit mit Gedenkstätten in unserem Bundesland, meldet sich Matthias Pfüller erneut grundsätzlich zu Wort. Einem dieser Orte sind in dieser Ausgabe gleich zwei Beiträge gewidmet. Die „Führerschule der deutschen Ärzteschaft“ in Alt Rehse war durch unrühmliche Immobilienstreitigkeiten mehrfach Gegenstand von Pressemeldungen. Der Geschichte dieses Ortes geht Jörg Zapnik in seinem Beitrag nach, während Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt das Nichtvergeben dieser Geschichte in der Gegenwart diskutiert. Erfreuliches ist zu unserer Rubrik „Diskussion“ zu vermelden. Norbert Buske stellt, das Thema unseres letzten Heftes aufgreifend, seine „Anmerkungen zum Eigentum am Bodenreformland“ vor. Aus der regionalen Auseinandersetzung mit der Zeitgeschichte Mecklenburg-Vorpommerns konnten wieder nur einige Beispiele aufgegriffen werden. Das Dokumentationszentrum des Landes M-V für die Opfer deutscher Diktaturen in Rostock und Schwerin sei an dieser Stelle als eine Initiative von überregionaler Bedeutung genannt. Ein Paukenschlag, nicht nur für die Geschichtsschreibung Mecklenburgs, sonders des Nationalsozialismus in Deutschland, war das Auftauchen des Nachlasses des NSDAP-Gauleiters Friedrich Hildebrandt. Er ist jetzt im Landeshauptarchiv Schwerin für die Benutzung zugänglich. Dessen Leiter Andreas Röpcke stellt ihn vor. Einem sehr anregenden Bericht von Simone Hantsch über historische Spurensuche durch die Kachubei, den Norden des heutigen Polen, haben wir die Rubik „Aus anderen (Bundes)ländern“ geopfert. Wir meinen: Ein Gewinn. In Rückbesinnung auf klassische Literatur, wonach, wer vieles bringt, manchem etwas bringen wird, geben wir uns der Hoffnung hin, daß die Auswahl an Rezensionen, Annotationen und Informationen einem möglichst breiten Publikum Anregung bieten möge. Die Sammlung und Recherche für den vierten Jahrgang von ZEITGESCHICHTE REGIONAL hat begonnen. Daß die Ergebnisse dessen den Weg an die Öffentlichkeit findet, ist durch finanzielle Unterstützung des Landes Mecklenburg-Vorpommern wiederum gesichert. Dafür unser Dank! Ankündigen können wir schon, daß in einer der beiden Ausgaben des Jahres 2000 den Frauen mehr Platz eingeräumt sein wird als in diesem Heft bislang üblich. Zunächst aber wünschen wir Ihnen eine gewinnbringende Lektüre und uns aufgeschlossene und diskussionsfreudige Leser.

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